‚Mission im Weltraum‘ mit ESA-Astronaut Matthias Maurer – tolles Event in der Stadthalle Herrenberg
Seit Wochen haben wir darauf hingearbeitet: Matthias Maurer, ESA-Astronaut auf der ISS, kommt nach Herrenberg, um zusammen mit seiner Mitautorin Sarah Konrad, sein neues Buch aus der Serie „WAS IST WAS“ vorzustellen. Durch die Vermittlung unseres stellvertretenden Vorsitzenden Heinz Voggenreiter wurde das AEROSPACE LAB beauftragt, die von der ESA angebotene Show und Buchvorstellung zu organisieren. Sieglinde Berger mit Projektbetreuern hatte die Planung dieses Großereignisses übernommen; für einen kleinen Verein wie den unseren eine große Herausforderung. Da wir als gemeinnütziger Verein keinen Eintritt verlangen wollten und die Zielgruppe vor allem Kinder waren, der Termin 31. Oktober in den Herbstferien lag und zudem Halloween eine starke Konkurrenz darstellte, hatten wir keine Vorstellung, wie viele Personen zu einem solchen Event kommen würden.
Alte Turnhalle? Leider nicht frei! Stadthalle? Zu groß? Aufgrund fehlender Alternativen entschieden wir uns für die Stadthalle Herrenberg.
Zwar machten wir über die Schulen und die Presse ordentlich Werbung, doch die Zweifel, wie viele Personen kommen würden, blieben. 50 Personen? 400 Personen? Schließlich hatte der Verein gewisse Unkosten – Hallenmiete, Technik, …
Um 16:30 Uhr begannen wir mit dem Aufbau – Getränke bereitstellen, Ordner einweisen, Video- und Mikrofonanlage testen und vieles mehr.
Pünktlich um 17:00 Uhr erschienen Matthias Maurer und Sarah Konrad zum Technikcheck.
Der Astronaut nahm sich sogar noch die Zeit, einige LAB-Projekte, die im Vorraum ausgestellt waren, mit den Betreuern zu besprechen. CanSat kannte er natürlich. Angetan war er vor allem von dem Marsrover NEON mit seinen vielseitigen Manövriermöglichkeiten.
Um 17:30 öffneten wir die Türen und konnten unseren Augen nicht trauen. Die Ordner beim Eingang, die die eintretenden Personen zählen mussten, kamen fast nicht mehr nach mit dem Zählen – am Ende waren 710 Personen gekommen. Und sie mussten ihr Kommen nicht bereuen.
Geboten wurde eine kurzweilige, abwechslungsreiche, informative Show, von der alle begeistert waren. Im Dialog stellte Sarah Konrad Fragen an Matthias Maurer, die dieser dann freundlich und sehr natürlich beantwortete. Die Dialoge wurden immer wieder durch Videosequenzen eindrucksvoll veranschaulicht. So wurde gezeigt, wie die Vorbereitungen zum Flug mit Space X zur ISS verliefen, der Start der Trägerrakete und auch das Ankommen auf der ISS.
Matthias Maurer erzählte, wie das Auswahlverfahren erfolgte. Mit ihm hatten sich 8.500 Personen beworben. In einem harten Auswahlverfahren, bei dem es auf körperliche Fitness, Sprach- und naturwissenschaftliche Kompetenzen ankam, vor allem aber auf Teamwork und Zusammenarbeit innerhalb der Gruppe, blieben 10 Personen übrig, zu denen Matthias Maurer gehörte. Groß war seine Enttäuschung, als er erfuhr, dass er nicht zu den 6 von der ESA ausgewählten Personen gehört. Erst durch das Aufstocken des Kontingents kam er als Nachrücker doch noch zum Zug – riesige Freude, ein lang gehegter Wunsch ging in Erfüllung.
Das Trainingsprogramm war dann knüppelhart – Parabelflüge, um die Schwerelosigkeit auszuprobieren, Survivaltraining in Schweden, Überleben im Meer im Falle eines Absturzes und und und.
Diese Erzählungen wurden immer wieder durch kurze Videosequenzen untermalt. Geschickt suchten die beiden Akteure auf der Bühne das Gespräch mit den Kindern im Saal. Exemplarisch: Was sind wichtige Fächer der Schule, wenn man Astronaut werden will?
Matthias Maurer erzählt auch Alltägliches von der Arbeit auf der ISS. Wie isst und trinkt man? Wie schläft man? Wie verrichtet man seine Toilette? Wie geht man mit der Schwerelosigkeit um? Wie treibt man Sport, um seine Muskeln fit zu halten?
Seine Erzählungen wirken dabei sehr natürlich und als Zuhörer spürt man die Demut, die sich beim Blick aus 400 Km Höhe auf unsere Erde entwickelt. Der Blick von der Cupola auf die Erde gehört zu seinen persönlichen Highlights.
Der Astronaut erzählt auch über die Experimente, die er auf der ISS durchführte. Ein Experiment bestand darin, in der Schwerelosigkeit Beton anzumischen. Dabei stellt sich heraus, dass der Beton auf der ISS viel fester wird, weil durch die fehlende Schwerelosigkeit die Durchmischung von Kies, Sand, Zement und Wasser eine andere ist. Daraus lassen sich Methoden auf der Erde ableiten, die die Produktion von Beton deutlich effizienter machen. Zur Information sei ergänzt, dass die Produktion von Beton mehr CO2 freisetzt als alle Flugzeuge und Raketen zusammen.
Immer wieder betont Matthias Maurer die Wichtigkeit der Zusammenarbeit mit den Kollegen, egal welcher Nationalität sie angehören. Das galt auch für die russischen Kosmonauten, die wie alle anderen Crewmitglieder den Angriff Russlands auf die Ukraine verurteilen. Wenn man mit dem Blick von außen auf die Erde die globalen Probleme sieht, dann ist eigentlich jeder Krieg auf der Erde absurd.
Spannend sind dann nochmals seine Schilderungen vom Rückflug (auch dazu gibt es ein Video). Nach einem herzlichen Abschied von der ISS fliegt die Dragon-Kapsel zurück zur Erde, was ca. 24 Stunden dauert. Das Eintreten in die Erdatmosphäre mit ca. 2.800 Km/h ist wohl mit heftigen Turbulenzen und Erschütterungen verbunden und wohl äußerst strapaziös. Der Aufprall der Kapsel mit ca. 30 Km/h im Meer ist dagegen eher harmlos.
Gegen Ende der Veranstaltung dürfen die Kinder und Jugendlichen Fragen an Matthias Maurer richten. Eine der Fragen bezog sich darauf, was er am meisten vermisst hat und worauf er sich am meisten gefreut hat. Vermisst hat er besonders das Grün der Wälder, die Gerüche bei einem Spaziergang in der Natur. Auf dem Flug von USA nach Deutschland hat er eine ganze Schale mit frischem Obst verschlungen und gleich gefragt, ob es noch eine zweite Schale gibt.
Nach der Präsentation dankte Heinz Voggenreiter seinem Kollegen (beide sind Materialwissenschaftler) und Sarah Konrad für die hervorragende Show. Herr Roller von der Stadt Herrenberg vollzog den Eintrag ins Goldene Buch der Stadt. Als kleines Geschenk überreichten Betreuer des LABs zwei Astronauten, die sie mit einem 3D-Drucker hergestellt hatten. Für uns LAB‘ler war es ein besonderer Augenblick, dass die Betreuer, operative Leiterin und einige Vorstandsmitglieder gemeinsam mit Matthias Maurer auf der Bühne stehen durften.
Anschließend signiert Matthias Maurer noch Bücher, die im Foyer von der Buchhandlung Schäufele angeboten wurde. Ca. 75 Minuten nahmen sich die beiden Autoren Zeit, um Widmungen und Unterschriften in das genannte Buch zu schreiben. Keiner wurde dabei abgewiesen, auch wenn die Schlange anfangs sehr sehr lang war.
Fazit: Es war ein toller Abend, ein voller Erfolg für das LAB und ein Erlebnis, das alle Anwesenden nicht so schnell vergessen werden.
Danken möchte ich an dieser Stelle Heinz Voggenreiter für die Vermittlung der einmaligen Veranstaltung, Sieglinde Berger für die perfekte Organisation, allen BetreuerInnen und Monika Müller für den engagierten Einsatz. Die Teambotschaft von Matthias Maurer habt ihr bereits antizipiert.
Hans-Joachim Drocur, Vorsitzender