Tag der offenen Tür im AEROSPACE LAB
Am 15. Juni war es wieder einmal soweit – das AEROSPACE LAB öffnete seine Türen für die Öffentlichkeit, um alle Interessierten über die Arbeit im LAB zu informieren. Und es kamen viele Leute.
Um 14:00 Uhr eröffnete der Vorsitzende, Hans-Joachim Drocur, den Tag. Gleich zu Beginn konnte er den Landrat des Kreises, Herrn Bernhard, begrüßen, der es sich nicht nehmen ließ, ein paar Worte an die Anwesenden zu richten. Herr Bernhard, Hausherr und sehr wichtiger Unterstützer des LABs, betonte dabei die Wichtigkeit des Heranführens junger Menschen an Naturwissenschaften und Technik, vor allem in einem Landkreis, der auf Innovation und modernste Technik setzt. Er richtete sich auch gegen den Pessimismus und Negativtendenzen in unserer Gesellschaft. Er ist überzeugt von der Kreativität und dem Erfindungsreichtum im Landkreis und baut auf junge, dynamische und engagierte Menschen wie die LAB-ler.
Beim anschließenden Rundgang informierte sich Herr Bernhard über die einzelnen Projekte, die den Mittelpunkt des Tages der offenen Tür bildeten. Die 3D-Drucker-Gruppe erläuterte die Konstruktion eines eigenen 3D-Druckers und die zugehörige Programmierung. Auch das Recycling von nicht mehr benötigtem Filament im Sinne von Nachhaltigkeit erregte die Aufmerksamkeit des Landrats. Als kleines Geschenk für seine Enkel konnte er kleine Raketenmodelle mitnehmen, die im LAB mit einem 3D-Drucker gefertigt wurden.
Die Gokart-Gruppe konzentrierte sich auf die Beschreibung der Konstruktion des Gokarts 2.0 und des zugehörigen Energiemanagements. Herr Bernhard ließ es sich nicht nehmen, im Gokart Platz zu nehmen und zumindest virtuell ein wenig „Rennatmosphäre“ zu schnuppern.
Im Außenbereich präsentierten GrundschülerInnen ihre Experimente, die sie im Rahmen des Ganztagsschulprogramms erarbeitet hatten. Mit dem Bau eines Zimmerboomerangs und von Papierpropellern ähnlich dem Ahornsamen konnten unsere Jüngsten begeistern. Die TeilnehmerInnen des Laborführerscheins zeigten, wie man experimentell arbeitet – Versuchsaufbau, Durchführung und Dokumentation und Interpretation der Ergebnisse. Veranschaulicht wurde dies u.a. an der Stromleitung durch Kartoffeln und der Funktionsweise eines Feuerlöschers.
Die diversen Robotikgruppen zeigten den Bau und die Programmierung von sehr unterschiedlichen Aufbauten – vom einfachen Linienverfolgen eines Lego-Mindstorm-Autos über einen Hebekran bis hin zum anspruchsvollen Marsroboter Xenon. Die TeilnehmerInnen und Betreuenden erklärten dabei die Programmierung und die zum Teil komplexen handwerklichen Arbeiten. Die Flugrobotik-Gruppe demonstrierte die Steuerung von Drohnen, um die Beschaffenheit von Oberflächen, z.B. eines Straßenbelags, zu erfassen. Damit könnten Schlaglöcher im Asphalt erkannt und schneller ausgebessert werden.
Großen Zuspruch erfuhr auch das RepairLAB, das sich zur Aufgabe gemacht hat, elektrische Kleingeräte (und auch nichtelektrische) wieder Instand zu setzen, was aus Nachhaltigkeitsgründen in einer Wegwerfgesellschaft sehr sinnvoll ist. Dabei ist es für die SchülerInnen notwendig, zunächst einmal den Aufbau und die Funktionsweise eines Gerätes zu erforschen, um dann die Reparatur durchzuführen. Auch hier ist oft viel Kreativität erforderlich.
Gelegentlich wurde es recht laut in den Räumlichkeiten des LABs. Der Grund: der Luftikus, ein kleiner Windkanal, mit dem die Aerodynamik verschiedener Formen und der zugehörige Luftwiderstand gemessen werden können.
Im Laufe des Nachmittags durften wir uns über den Besuch des neuen Herrenberger Oberbürgermeisters Nico Reith und seiner Frau freuen. Er zeigte sich beeindruckt von der Vielfalt und Komplexität der vorgestellten Projekte. Auch kam er rechtzeitig zum Highlight des Nachmittags. Professor Dr. Heinz Voggenreiter, Dozent für Luft- und Raumfahrttechnik an der Uni Stuttgart und in verschiedenen Funktionen beim DLR tätig, referierte zum Thema „Revolution Raumfahrt“.
Ein erster Teil dieser Revolution besteht darin, dass die Genauigkeit der Beobachtung der Erde immens zugenommen hat, sodass Aufnahmen und Daten fast in real time gesendet werden können. Er zeigte dazu Satellitenaufnahmen, die etwa das letzte Hochwasser in Passau zeigte mit Möglichkeiten für Rettungskräfte, noch passierbare Straßen zu erkennen. Schockierend die Bilder, die das Abschmelzen der Polkappen in den letzten 50 Jahren veranschaulichen, Plastikinseln im Pazifik mit etwa der 2,5-fachen Größe von Deutschland.
Positiv zu bewerten sind Aufnahmen, die Standorte für Windräder oder PV-Anlagen ausweisen – wo ist es sinnvoll und wo eher nicht. Eine wichtige real time-Anwendung von Satellitenbildern könnte die Bekämpfung von Waldbränden sein, um Feuerherde, Feuchtigkeitsbeschaffenheit der Umgebung und Windrichtungen zu erfassen.
Alle diese Anwendungen erfordern eine große Anzahl von Satelliten und notwendigerweise KI, um die Daten auswerten zu können, denn die Datenmenge, die erzeugt wird, ist immens.
Der zweite Teil der Revolution besteht darin, dass Satelliten immer kleiner und damit kostengünstiger werden bzw. bei den größeren die Anzahl der mitzunehmenden Satelliten enorm zunimmt. Es gibt mittlerweile Satelliten zur Messung von Luftparametern, die die Größe einer Streichholzschachtel haben. Umgekehrt kann das von Space X entwickelte Starship 400 Satelliten in den Orbit bringen, während etwa eine Ariane 6 nur 4 Satelliten transportieren kann.
Der Vortrag von Heinz Voggenreiter war einerseits schockierend, zeigte aber insbesondere die Chancen auf, die die Verwendung moderner Satelliten bietet. Zwei klare Botschaften an alle im LAB kristallisierten sich klar heraus: Beschäftigt euch mit KI und lasst uns einen kleinen Satelliten konstruieren, der real ins Weltall transportiert wird.
Bleibt mir zum Schluss Danke zu sagen:
An Sieglinde Berger und Monika Müller für die perfekte Vorbereitung des Tages, an Heinz Voggenreiter für seinen spannenden, informativen, impulsgebenden Vortrag und vor allem an alle Betreuerinnen und Betreuer sowie die Projektteilnehmerinnen und Projektteilneher, die den Tag mit viel Herzblut und großer Begeisterung gestaltet haben.
Hans-Joachim Drocur, Vorsitzender